BIBELWISSENSCHAFT
Methoden der Bibelwissenschaft
Die heutige wissenschaftliche Erforschung und Erklärung der Bibel ist
gekennzeichnet durch die Anwendung von Methoden der
Geschichtswissenschaft ("historisch-kritische Methode") und der
Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft.
Dabei ergibt sich eine bestimmte Abfolge methodisch kontrollierter
(und kontrollierbarer) Arbeitsschritte:
"Bibelwissenschaft"
Bibelwissenschaft ist jene theologische Disziplin, die sich zunächst
um intensives Verständnis und textgemäße Erklärung der ganzen Heiligen
Schrift (bei uns in den deutschen Ländern getrennt für AT und NT)
bemüht, dann aber auch unmittelbar und mittelbar der Verkündigung und
dem christlichen Leben (aus dem Geist der Bibel) dient.
Inhaltlich und methodisch gehört sie zu den historischen Fächern und
muß sich als Textwissenschaft oder Sprachwissenschaft verstehen (vgl.
Linguistik).
Ihre Grundaufgabe besteht in der Exegese (der eigentlichen
Texterklärung), ist aber notwendigerweise in verschiedene Teilaufgaben
gegliedert:
* sprachliche, methodische, hermeneutische, literarhistorische
Einführungen,
* archäologische und (zeit-)geschichtliche Erforschungen und
Vergleiche,
* aber auch praktische Erarbeitung der Auswertung des Textes und
Inhalts;
die Zusammenfassung und gründliche Durchleuchtung der
Offenbarungsinhalte obliegt dann der Bibeltheologie.
Wie die neuern kirchlichen Dokumente und lehramtlichen
Anweisungen immer wieder mahnen, muß der Bibelwissenschaftler
literarische und philosophische "Vorfragen" klären und
geschichtliche und hermeneutische Regeln beachten, um
bibelgemäß und kirchlich legitim zu interpretieren
(historisch-kritisch und "existential").
1. Textkritik
2. Literarkritik
3. Formgeschichte
4. Überlieferungsgeschichte
Sie faßt gleichsam die Formgeschichte zusammen (und wird auch meist zu
ihr gezählt). Sie rekonstruiert die Entwicklung eines Einzelstücks
einer Gattung von seiner ersten Entstehung bis zu seiner vorliegenden
schriftlichen Endgestalt.
Dabei gilt es auch, Veränderungen der Gattungen oder des "Sitzes im
Leben" festzustellen.
5. Traditionsgeschichte
Sie liegt am Rande der Formgeschichte und befaßt sich mit der
Entwicklung solcher Vorstellungen, Vorstellungskomplexe oder Motive,
die nicht ihren Niederschlag in einer Gattung gefunden haben, sondern
nur in der Zuordnung bestimmter Worte faßbar werden.
Formen und Gattungen
6. Redaktionsgeschichte
In ihr geht es darum, die theologischen Leitideen und Intentionen im
Prozeß der schriftlichen Überlieferung von der Erstverschriftung bis
zur Endgestalt eines Textes zu erheben.
So korrespondiert die Redaktionsgeschichte als synthetischer
Arbeitsschritt mit der analytisch vorgehenden Literarkritik.
7. Linguistische Methoden
setzen sich in den letzten Jahren zunehmend als Arbeitsinstrumentar in
der Bibelwissenschaft durch.
Mit Methoden der Semantik und durch Analysen von Textstrukturen
versucht man, den Stellenwert einer Einzelaussage oder die
Gesamtintention einer Überlieferung bzw. eines Gesamttextes
festzustellen.
8. Aspekte der Sprachsoziologie und Literatursoziologie
werden seit kurzem ebenfalls in der Bibelwissenschaft zur Erklärung
von Texten benutzt, desgleichen bestimmte Methoden der Psychologie.
Zusammenfassend ist zu sagen, daß nur eine Methodenvielfalt einen
Bibeltext möglichst umfassend erklären kann; jede Verabsolutierung
einzelner methodischer Arbeitsschritte führt zu einer verengten und
damit auch meist falschen Sicht.
Lese auch:
Bibel
Kanon
Stand: 21.November 2001
Siehe auch:
Christus
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