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Pfarrer Jakob Stehle

Kleines Begriffslexikon


ABLASS - ABLASSBRIEFE

 




Um den "Ablaß" zu verstehen, muß man fragen, was denn mit den Sünden geschieht.
Zur Tilgung von Sünden wurden ursprünglich von der Kirche bewußtes und hartes Büßen (Bereuen und Wiedergutmachung) der Schuld dem Einzelnen auferlegt. Diese Bußstrafen wurden mit der Zeit immer härter. Das führte dazu, das man auch nach Wegen der "Ablösung" der Strafen suchte. So konnte der Büßende anstatt der auferlegten Buße eine angemessene Ersatzleistung bringen.

Der Ablaß durch die Kirche - die ja die Strafen vorher auferlegt hatte! - begann seit dem 11.Jahrhundert. Papst und Bischöfe konnten die Strafen vermindern oder ganz erlassen. Ein Ablaß von einem Jahr bedeutete dann z.B., daß eine auferlegte Bußhandlung um diesen Zeitraum verkürzt wurde.

Weshalb konnte die Kirche Ablaß gewähren? Die Sünden sind zwar dem Beichtenden durch die Absolution bereits vergeben. Der Ablaß erstreckte sich lediglich auf die Bußauflagen. Die Kirche geht beim Ablaß von der Voraussetzung aus, daß sie über einen "Gnadenschatz" (durch die überschüssigen Verdienste Jesu und durch die Werke der Heiligen aufgebaut ist) verfügt. An diesem Schatz können die Lebenden Anteil gewinnen - durch Vermittlung der Kirche. Die Toten haben Anteil daran durch die Fürbitte der Gläubigen. (Sieh dazu auch die Toten-Messen, z.B. am ALLERHEILIGENTAG.)

Entwicklung zur Zeit Martin Luthers: Mit der Erfindung der Buchdruckerkunst setzte ein Handel mit sogenannten "Ablaßbriefen" ein. Für bestimmte Summen konnte man jetzt selbst für schwerste und sogar zukünftige Sünden einen Ablaß kaufen. Der bekannteste Ablaßhändler zu Luthers Zeiten ist der Dominikanermönch TETZEL. Auf ihn soll der Spruch zurückgehen: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt." Dieses Ablaßgeschäft florierte derart, daß später sogar Banken mit der Abwicklung der Geldgeschäfte betraut wurden.

Martin Luther und der Ablaßhandel: Als im Frühjahr 1517 in Magdeburgischen ein neuer Ablaß angepriesen wurde, wandte sich LUTHER gegen diese Praxis. In seinen 95 Thesen stellte er sich gegen den Mißbrauch. Dabei ging es ihm nicht nur um das Geld, das den Armen abgenommen wurde, sondern auch um die Botschaft der Bibel. Er bestritt, daß mit dem Verdienst Christi der Mensch in eine Verrechnung seiner Sünden eintreten könne. Berühmt wurde seine These gegen den Ablaß: "Das ganze Leben der Gläubigen soll buße sein, Reue und innere Umkehr sind nicht mit Geld aufzuwiegen."

Aus dem Ablaßstreit der Reformationszeit wurde der äußere Anlaß zur Reformation.

Es muß betont werden, daß das Konzil von Trient, das eine innerkirchliche Reformation versuchte, die geldliche Ablaßbewilligung verboten hat. Die katholische Lehre von der Tilgung der Sünden durch Christi und der Heiligen überschüssige Verdienste ( Schatz der Kirche) wurde jedoch nicht aufgehoben. So wurde das Jahr 2000 zum Heiligen Jahr erklärt mit der Möglichkeit des Ablaßerwerbes von zeitlichen Strafen des Sünders.


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Verweisstellen:


Psalm 130,4 ... bei dir ist die Vergebung, daß man dich fürchte ....

Lukas 24,47
"So steht's geschrieben, daß Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und daß gepredigt wird in seinem Name Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern."

Epheser 1,7.8:
"In IHM (Jesus Christus) haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit."

Siehe auch zum Thema: ALLERHEILIGEN
Siehe auch zum Thema: REFORMATION
Siehe auch zum Thema: MARTIN LUTHER


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