Kleines Begriffslexikon
SÜNDE
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"Sünde" ist ein Wort, das heute im religiösen Bereich nicht gerade beliebt ist, aber in weltlichen Bereichen oft verwendet wird."
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So spricht man heute gerne von:
"Umweltsünden", "Verkehrssünden", "Diätsünden" usw.
Das Wort Sünde steht jedoch in engem Zusammenhang mit den
Begriffen "Vergebung" und "Erlösung". Das ist wohl auch der Grund, daß im katholischen Gottesdienst Sündenbekenntnis und Absolution jeden Sonntag zur Sprache kommen.
Im lutherischen Gottesdienst haben wir dies ebenso, daß der Gottesdienst mit einem offenen Schuldbekenntnis und der darauf folgenden Absolution beginnt.
In unserer württembergischen Landeskirche ist dies nur bei Abendmahlsfeiern zu hören bzw. in der Liturgie der "Deutschen Messe".
Das erstemal erscheint der Begriff "Sünde" in der Bibel im 1.Buch Mose (also gleich am Anfang der Heiligen Schrift):
1.Mose 4,7 - in der Geschichte von Kains Brudermord
"Ist's nicht also?
Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben.
Bist du aber nicht fromm, so lauert die SÜNDE vor der Tür,
und nach dir hat sie Verlangen;
du aber herrsche über sie."
Interessant ist, daß in der Geschichte vom "Fall der Menschen aus dem Vertrauen in Gott" (In der Lutherbibel mit "Sündenfall" überschrieben - und für die meisten als der "klassische Vorgang der Sünde" gehalten) - das Wort "Sünde" nicht auftaucht.
Könnte das zur Überlegung führen, daß dieser Vorgang mehr ist, als nur "Sünde"?
Manche sehen hier die "Ur-Sünde" überhaupt: Das Mißtrauen des Menschen, daß er wirklich von Gott geliebt ist - daß Gott ihm nichts vorenthält, was ihm, dem Menschen, als Geschöpf Gottes von Gott zugedacht ist? - Wir reden hier auch von der "Hybris des Menschen" (seiner "Überheblichkeit").
Sündenfall - Paradieserzählung
Sünde ist ein Zustand der Gottesferne:
Der "heilige Gott" und die "unheilige Sünde" haben keine Gemeinschaft miteinander;
der Mensch muß sich entscheiden, in welchem "Stand" er leben will: bei Gott und getrennt von der Sünde oder außerhalb von Gottes Gemeinschaft in der Sünde.
Wer getrennt von Gott lebt, der tut Sünde! - So kommen wir von der spiritualisierenden und individualistischen Definition sehr schnell auch auf die soziale Dimension: das Vergehen des Menschen an seinem Mitmenschen. Sehr deutlich spricht davon der Prophet Amos!
Wer in der Gemeinschaft mit Gott lebt, der läßt sich die Sünde vergeben und läßt sich von der Sünde reinigen. Dies geschieht durch das
Sühnopfer (im Alten Testament) und im Neuen Testament durch das Blut Jesu Christi, der für die Sünder am Kreuz gestorben ist. Jesus handelt deshalb in der Vollmacht Gottes und bringt das "Reich Gottes" zu uns, in dem die Sünde keine Macht mehr hat.
Dem Bekenntnis der Sünde folgt die Vergebung der Sünde!
Weil wir aber noch in diesem Leibe sind, leben wir auch immer wieder in der Sünde und brauchen deshalb die tägliche Umkehr (Buße) und den täglichen Zuspruch der Vergebung.
Durch die Vergebung der Sünden werden uns neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet; Barrieren werden niedergebrochen und der Weg ist frei vor Gott und vor den Mitmenschen.
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Siehe auch:
Erlösung
Vergebung
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