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Pfarrer Jakob Stehle

Kleines Begriffslexikon

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Kerygma - Predigt - Jesuspredigt

(Predigt)


Kerygma (griech. Verkündigung, Botschaft, Predigt) ist ein Fachausdruck in der Theologie und bezeichnet ursprünglich die Verkündigung, die einem Taufbewerber zuteil wird, bevor er Christ wird. Im Gegensatz dazu bezeichnet man die Lehre nach der Taufe mit Didache.
Das griechische Wort meint die Ankündigung, die Proklamation, die Bekanntmachung einer Nachricht. Derjenige, der dies durchführt, ist der "Herold", bzw. der "Prediger". Die Botschaft soll "laut und vernehmlich" erklingen! In der Spätantike trugen Herolde die Botschaften der Herrscher (z.B. des Kaiers) durch das Weltreich.
In diesem Sinne sprachen die Schriftsteller des Neuen Testaments von der an die Völker ergehenden Botschaft, dem Kerygma ihres Königs Jesus Christus.

In der modernen biblischen Theologie wurde "Kerygma" zum Schlüsselbegriff des Verstehens der Botschaft des Neuen Testamentes überhaupt. Die moderne Theologie will damit sagen, daß So die Schriften des Neuen Testaments nicht, wie man immer annahm, Berichte über ein historisches Geschehen sind, sondern selbst Kerygma, Verkündigung aus Anlaß dieses Geschehens und im Glauben an den Verkündiger, den Herrn der Gemeinde. Diese These revolutionierte die biblische Theologie unserer Zeit. Sie versteht Kerygma als die Proklamation des Glaubens. als die gläubige Predigt der glaubenden Gemeinde.
Und damit geht sie einen Schritt weiter und sagt: Die Bibel kann also weder als historische Nachricht verstanden werden, noch ist sie eine Sammlung allgemeiner Wahrheiten. Sie mub als zeitbedingte Verkündigung der nachösterlichen Gemeinde nicht mehr historisch richtig und sachlich irrtumsfrei sein. Und sie ist der Meinung, daß das Menschenwort und das Gotteswort in der Heiligen Schrift nicht streng voneinander zu trennen sind. Das Anliegen des Neuen Testamentes wird damit so umschrieben: Das Kerygma will uns nicht intellektuelle Richtigkeiten vermitteln, sondern die Botschaft Jesu weitertragen, die in dem Akt der heute wirksamen Aufforderung zur Buße und Neuorientierung des Lebens besteht. Somit kommt es in einer je verschieden verstandenen Weise, über die sich die Theologen noch auseinandersetzen, auf das Kerygma im biblischen Text und nicht länger auf dessen Buchstaben an.

Man sagt: Nach seiner Auferstehung wird Jesus selbst Gegenstand der Verkündigung der Apostel. Nur in der Apostelgeschichte ist gelegentlich noch davon die Rede, dab das Reich Gottes verkündigt wird: 20,25; 28,31; In Apg.28,31 heißt es, daß Paulus das Reich Gottes verkündigte und Belehrung über den Herrn Jesus erteilt. Aber bereits Apg. 8,5 findet sich der Satz, daß Philippus den Bewohnern Samarias Christus bezeugte.
Für Paulus» ist der gekreuzigte Christus das Zentrum der apostolischen Verkündigung: 1.Kor. 1,23; vgl. Phil. 1,15; 2.Kor.11,4, ebenso der auferstandene 1.Kor.15,12ff und erhöhte Herr 2.Kor.4,5; vgl. Römer 16,25.
Wie Christus selbst, so ist der ganze Inhalt der Heilsbot~schaft, die es mit einem einzigartigen Geschehen, der einmaligen Heilstat Gottes, zu tun hat, Gegenstand der Verkün~digung. Das Kerygma ist demgemäb die öffentliche Proklamation der "großen Taten Gottes" an die Welt. Es will die Menschen zum Glauben führen und ihre Rettung wirken: 1.Kor.1,21.
Das verkündigte Wort tritt mit einem autoritativen Anspruch auf. Es enthält nicht nur den Hinweis auf die entscheidende heilsgeschichtliche Wirklichkeit, es macht sie vielmehr zu einem gegenwärtigen Ereignis, das die Hörer in die unmittelbare und konkrete Situation der Entscheidung stellt. Im Kerygma ergeht das Angebot der göttlichen Gnade. Darum ist es mit dem Bubruf verbunden. Von den Menschen, die sich im Glauben zu Christus bekennen, verlangt es, dba sie sich an der proklamierten Wahrheit neu orientieren und dem Willen Gottes gehorsam werden.
So heißt es in Lukas 10,16: "Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat."

Meiner Meinung nach wird nun in der oben zitierten Aussage der moderenen Theologie über das Kerygma einerseits eine Tatsache widergegeben, die unumstritten ist, andererseits aber eine Alternative aufgestellt, die ich nicht nachvollziehen kann:
  • Unumstritten ist - und das muß immer wieder neu betont werden! - daß der Inhalt der Schriften des Neuen Testamentes nicht irgendeine Heilslehre oder eine Weltlehre oder eine Soziallehre ist, sondern allein JESUS CHRISTUS! Wo er in der Predigt verschwiegen oder verändert wird, ist nicht mehr das Kerygma zu finden!
  • Andererseits sehe ich nicht ein, daß hinter dem Inhalt des Kerygmas ein Mythos oder eine Legende oder ein "schöner leerer Traum" stehen solle und nicht die Wirklichkeit der Fleischwerdung Jesu Christi, die Wirklichkeit seiner Worte und Taten. Daß diese "Wirklichkeit" (Historizität) vor 2.000 Jahren anderes aufgefaßt und tradiert wurde, als Wirklichkeit heute, ist eigentlich klar!
Damit will ich sagen:
  • Das erste "Kerygma", das uns in den Schriften des Neuen Testamentes überliefert wird, ist die Botschaft Jesu vom Reich Gottes!
  • Die Jünger haben diese Botschaft aufgenommen und beginnen nun ihrerseits mit der Weitergabe, dem "Heroldsruf" des Christus. Das ist der zweite Schritt im Kerygma. Dabei ist ganz klar, daß sie je nach ihrer Begabung und je nach den Umständen und Hörern dieses Kerygma verschieden umschrieben haben.
  • Paulus hat (wie die Apostel) dieses Kerygma hinausgetragen in die Welt und hat aufgezeigt, daß Gottes Heilsweg in den Schriftend es Alten Testaments verheißen und in Christusd erfüllt ist. Dabei geht es (so seine Aussage) gar nicht um "Geschichten" einer Vergangenheit, sondern um das göttliche Wirken in der Gegenwart.
  • In der Kirche wurde das Kerygma zum "Bekannten Glauben", der nun weniger im Heroldsruf als vielmehr in der Lehre (DIDACHE) an die von der Kirche Getauften weitergegeben wurde. Diese Lehre wurde zusammen mit den biblischen Schriften zur "Urkunde des Glaubens".

    Weil die Verkündigung des Kerygmas immer vor die Entscheidung stellt für Gott, der sich in Christus offenbart hat, oder gegen Gott, deshalb kann man den Begriff Kerygma auch nicht einfach mit "Werbung" oder "Marketing" oder "Angebot" übersetzen. Bei letzteren bleibt es letztlich egal für den Menschen, ob er kauft oder nicht kauft. Hier aber geht es um "Heil" oder "Unheil".

    Zwar kann man das verkündigte "KERYGMA" nicht experimentell auf einen Prüfstand stellen. Das heißt aber nicht, daß der Inhalt einer historischen Wahrheit widerspräche. Allerdings wird niemand durch "historische Wahrheiten" gerettet, wohl aber dadurch, wenn er dem Kerygma Glauben schenkt.
    Zwar kann die Theologiewissenschaft (weil sie eine Wissenschaft ist) unterscheiden zwischen dem "Jesus des Kerygmas beziehungweise der Verkündigung" und dem "geschichtlichen und "biblischen" Christus" vom "historischen Jesus" (seit Martin Kähler / 1835-1912 und Rudolf Bultmann /1884-1976). Soweit historisch verlässliche Quellen vorhanden sind und es wissenschaftlich nachvollziehbar ist, ist dagegen nichts einzuwenden. Hier ist "Kerygma" sozusagen ein "technisches Arbeitswort"! Nur aber aus "abgeleiteten Ergebnissen" plötzlich die biblischen Schriften zu entwerten, das geht meiner Meinung nicht.

    Deshalb fühlt sich der Verfasser dieser Homepage auch dem "biblischen Zeugnis" verpflichtet und will aus ihm das Kerygma hören und weitergeben.



    Siehe auch:
  • Evangelium
  • Jesus
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