Kleines Begriffslexikon
BIBEL-LESEN
Zur Tradition des "Bibellesens"
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Ich bin Jahrgang 1942. Als ich in den Religionsunterricht ging, da gehörten die Bibel und das Jugendgesangbuch noch ganz fest zu den "Unterrichtsbüchern" dieses Faches.
Und auch in der Jugendarbeit (Evangelische Gemeindejugend) war das Erzählen biblischer Geschichte (z.B. Jungschar) sowie die Bibelarbeit (Jungenschaft; Junge Erwachsene) fester Bestandteil des Treffens.
Es gehörte sozusagen zum "Ehrenkodex" eines gläubigen Christen, daß er täglich seine Bibel liest. Das Ziel war: Einmal die Bibel von vorne bis hinten, von 1.Mose 1 bis Offenbarung 22, zu lesen. Und ich freue mich, daß ich dies ungefähr im 18.Lebensjahr geschafft habe.
Meine ersten Anstöße zum täglichen Bibellesen jedoch erhielt ich in einer "Sunday-School" in Österreich.
Jahres-Bibelleseprogramme
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Bibel-Leseplan - Aktion 2006
Artikel: "Wie beginne ich wieder mit dem Bibellesen"
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"Wie beginne ich nach langer Zeit wieder die Bibel zu lesen?"
Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Frage ist gut gestellt! Die Frage macht mir, der ich Ihnen
darauf antworten soll, auch Mut: Sie haben ja schon einmal die
Bibel gelesen! Sie hatten einmal den Eindruck, daß dieses Buch
für Sie wichtig ist. Das finde ich prima. Hier kann man auch
anknüpfen. Selbstverständlich sollten Sie auch einmal darüber
nachdenken, warum Sie mit dem Bibellesen aufgehört haben.
Ich weiß aus eigener Erfahrung von einer Zeit in meinem Leben,
wo das Bibellesen in den Hintergrund trat. Es gab andere
Pflichten und auch andere Interessen. Ich hatte gar nichts gegen
die Bibel, ich nahm mir einfach keine Zeit.
Ich weiß aber auch von Zeiten in meinem Leben, da habe ich gerne
nach der Bibel gegriffen. Es waren schwere Zeiten. Ich suchte
ein Wort des Trostes, ein Wort, das mir Wegleitung geben könnte.
Und ich habe nicht umsonst darin gelesen.
Daß man diese Frage einem Pfarrer stellt, hat seinen Grund: Ist
er doch von seinem Beruf her auf das Lesen der Bibel angewiesen.
Die Bibel ist sein "Hauptwerkzeug"! Er hat die Bibel der
Gemeinde auszulegen, im Gottesdienst und in der Predigt, in den
Bibelstunden oder bei Andachten. Man kann von ihm erwarten, daß
er ein paar Anleitungen zum Bibellesen geben kann.
Um Ihnen ein wenig Appetit zu machen: Von Markgraf Georg von
Amsbach, einem Zeitgenossen Luthers, wird gesagt, daß er im
Laufe seines Lebens die Bibel achtundfünfzigmal vollständig (!)
gelesen haben soll. Wie kommt es, daß wir Christen es im Laufe
unseres Lebens oft nicht auf einmaliges Durchlesen dieses Buches
bringen?
Man hat ausgerechnet: Wer aufmerksam die Bibel liest, ohne
jedoch bei jedem Satz stehenzubleiben, braucht etwa 500 Stunden
für die ca. 1200 Seiten des Bibelbuches. Und wer sich vornimmt,
jeden Tag nur ein Kapitel der Bibel zu lesen, würde für die
ganze Bibel genau drei Jahre und 94 Tage benötigen. Wer also
jeden Tag ca. 3-4 Kapitel liest, schafft es in einem Jahr.
Nun, die wenigsten unter uns haben soviel Kraft und Geduld, daß
sie jeden Tag 3-4 Kapitel lesen! Nicht, daß wir die Zeit dazu
nicht hätten; wir müßten nur unsere ganze Freizeitgestaltung
umstellen. Wer ein Jahr lang, anstatt abends fernzusehen, die
Bibel liest, könnte es leicht schaffen. Das käme jedoch (um in
einem Bild zu reden) einem "Jahresaufenthalt im Kloster" gleich.
Und wer will schon ins Kloster!
Liebe Leserin, lieber Leser, ich habe diese Zahlen nicht zum
Spiel oder zur Belustigung aufgeführt. Ich wollte damit eine
erste Antwort geben:
Wer die Bibel lesen will, der muß sich klar sein,
daß er das nicht "billig" haben kann!
Er muß Zeit investieren!
Aber nun zurück zur Frage: "Wie beginne ich?
Es gibt viele Variationen eines Neuanfangs:
1. Die Bibel in kleinen Abschnitten von A-Z lesen!
Wer es so macht, kann allerdings leicht die Lust verlieren, weil
die Bibel auch viele Texte enthält, die einen "nicht gerade vom
Stuhl reißen", so z.B. lange Listen von Namen und Zahlen,
Beschreibung von Kultvorschriften oder Wiederholungen.
Versuchen Sie es aber trotzdem einmal - vielleicht mit dem folgenden Programm:
Bibel-Leseplan-Aktion
Dieser Plan erfordert Disziplin: man muß sich über seinen Tagesablauf klar sein und dann eine Zeit suchen, die man einhalten kann. Viele Hausfrauen tun dies morgens, wenn die Kinder zur Schule gegangen sind.
2. Man nimmt sich ein Buch der Bibel und fängt damit an.
So könnte man sein "Lieblingsbuch" aus der Bibel auswählen und
sich vornehmen, dieses regelmäßig zu lesen. Manche haben hier
mit den Psalmen angefangen; andere wieder wählen einen Propheten
(es muß ja nicht gleich Jesaja mit 66 Kapiteln sein!), oder aber
das Markusevangelium. Der Vorteil bei diesem Plan ist: Man
will, man ist interessiert, man liebt dieses Buch! Das alles
motiviert.
3. Man nimmt den Plan der "Täglichen Bibellese"
Die für jeden Tag vorgesehenen Abschnitte sind kurz, sie stehen
miteinander in Verbindung und sind an den großen Festen des
Kirchenjahres orientiert.
Der Text ist im Losungsbüchlein abgedruckt!
Für junge Leute gibt es dazu auch eine
Handreichung, z.B. "Kompaß" (Verlag "Kirche und Mann", 483
Gütersloh, Postfach 2229). Dieser Plan erfordert Disziplin: man
muß sich über seinen Tagesablauf klar sein und dann eine Zeit
suchen, die man einhalten kann. Viele Hausfrauen tun dies
morgens, wenn die Kinder zur Schule gegangen sind.
4. Eine andere Möglichkeit wäre, daß man sich eine
"Wochenlektüre" vornimmt
z.B. den Predigttext für den Sonntag.
Vor allem für diejenigen, die regelmäßig am Gottesdienst
teilnehmen, kann das zu einer schönen Erfahrung werden. Welcher
Bibelabschnitt als Predigttext dran ist, erfährt man ebenfalls
im Losungsbüchlein, oder in den kirchlichen Nachrichten, oder
aber im Anhang im Gesangbuch (ab Seite 851 - N.B. Die Übersicht
zeigt auch jeweils das Wochenthema und die Wochenlieder.) Wer
Auslegungshilfe haben möchte, kann außerdem das Evangelische
Gemeindeblatt zu Rate ziehen. Die Texte werden jede Woche kurz
ausgelegt. Man kann diese Auslegungen in einem Ordner sammeln
und auf einem leeren Blatt jeweils seine Fragen oder seine
Einsichten zu Papier bringen. Jeder Pfarrer wird sich freuen,
solche "Papiere" lesen zu dürfen! In unserer Gemeinde gibt es
auch einen Hauskreis, der sich regelmäßig mit den Predigttexten
beschäftigt.
5. Lesen der Bibel als tägliche Andacht
Im Gemeindeblatt kommt jede Woche ein Vorschlag für das tägliche
Bibellesen. Es sind kurze Abschnitte, die auch kurz erklärt
werden. Diese Art der "Tageslese" ist vor allem jenen zu
empfehlen, die wissen, daß sie zeitlich bedrängt sind.
Ich könnte jetzt noch viel sagen über die verschiedenen Phasen
des Bibellesens: die Phase der Interessierten, der willigen
"Anfänger", der eifrigen "Wiederholer", der "Fortgeschrittenen",
Lesen der Bibel als Mitarbeiter in der Gemeinde, als "Profis"
und als "Experten". Wenn ein Kreis unserer Gemeinde sich dafür
interessiert (auch eine Familie!), so lasse ich mich gerne
einmal einladen.
6. Computerbibeln
Und auch für unsere Computerfreunde gibt es inzwischen
"Computerbibeln" - auch hier stehe ich gerne zur Verfügung. Ich
bin gerade dabei, so eine Computerbibel auf dem Computer unserer
Gemeinde einzurichten. Informationen dazu kommen noch.
Hilfsmittel zum Lesen der Bibel gibt es wie Sand am Meer!
Vielleicht beginnt die Freude des Bibellesens damit, daß man
sich eine neue Bibel kauft, vielleicht sogar eine mit
Erklärungen. Jede Bücherei berät Sie gerne darüber.
Zum Schluß noch eine "Warnung": Das Bibellesen ist nicht zu
vergleichen mit dem Lesen eines sonstigen Buches. Wer die Bibel
liest muß damit rechnen, daß er herausgefordert wird -
vielleicht sogar sein Leben zu ändern. Das kann schmerzhaft sein
- aber es hat die Verheißung, daß Gott selber durch sein Wort
heilen will. Wer anfängt die Bibel zu lesen (auch nach langer
Zeit der Abstinenz), der hat offene Arme vor sich, die ihn
aufnehmen wollen: "die offenen Arme Gottes".
Gottes Segen beim Bibellesen wünscht Ihnen: Jakob Stehle, Pfarrer i.R.
Sinn und Ziel des Bibellesens |
Wie sollen wir die Bibel lesen?
Antwort:
so, daß etwas dabei herauskommt für unser persönliches
Leben, für unsere Erkenntnis, für unsere Mitarbeit in
der Gemeinde.
Dafür kann man einige Ratschläge geben:
1.
Frage zuerst, was dir die Worte der Bibel von Gott, von
seinem Werk und Willen sagen.
All das viele andere, was
auch in der Bibel drinsteht vom Tun der Menschen und
Völker, soll uns zeigen, wie Gott handelt. Weil Gott in
Jesus Christus sein Herz aufgeschlossen hat, verstehen
wir das Werk Gottes am klarsten von Jesus Christus aus.
Er ist die Mitte der Schrift; das Alte Testament läuft
auf ihn zu, das Neue Testament kommt von ihm her.
2.
Zugleich aber lies die Bibel auch mit dem Gedanken an
dich selbst.
Stelle dich und dein Leben in das Licht
dieser Worte und laß dir das, was sie sagen, ganz
persönlich gesagt sein: von Gottes Ernst und Gottes
Güte, von deiner Sünde und von deinem neuen Gehorsam.
Wenn dir ein Wort der Heiligen Schrift heute nichts zu
sagen hat, dann gehe weiter zum nächsten; vielleicht
kommt ein andermal die Zeit, wo es zu dir zu reden
beginnt.
3.
Lies die Bibel betend; lies sie mit Ruhe und
Sammlung.
Nimm dir Zeit, Fürstenbriefe liest man nicht
bloß einmal, sagt Luther. Die Bibel aber ist das Wort
des Königs aller Könige. Auch die Worte und Geschichten,
die du schon kennst, lies wieder und lies sie so, als ob
du sie noch nie gehört und gelesen hättest. Bitte Gott,
er möchte dir das Herz auftun für sein Wort.
4.
Suche die einzelnen Verse immer im Zusammenhang des
ganzen Abschnittes zu verstehen.
Mach's nicht, wie so
mancherlei Sektenleute, die mit einzelnen Bibelversen um
sich werfen. Sie verfehlen oft den Sinn eines Wortes
völlig, weil sie den Zusammenhang verachten, von dem her
es verstanden werden muß. Jedes einzelne Wort, jede
Geschichte, jedes biblische Buch weist in seinem Teil
hin auf das Ganze des Reiches Gottes.
5.
Lies nichts aus der Bibel heraus, was nicht
drinsteht.
Wie viele trörichte Menschengedanken und
Menschenwünsche sind schon in die Bibel hineingelegt
worden! Wie viele schwere Schäden und Verirrungen sind
daraus schon entstanden! Es kommt nicht darauf an,
eigene Lieblingsgedanken oder Sondermeinungen in der
Heiligen Schrift zu finden, sondern darauf, den Willen
des heiligen und barmherzigen Gottes zu erkennen. Was
Gott uns sagen will, ist allein wichtig.
6.
Mach dir das Bibellesen zur festen Regel. Lies sie auch
gemeinsam mit Gleichgesinnten.
Am besten wählst du jeden
Tag dieselbe Stunde morgens oder abends zum Bibellesen.
Eine starke Hilfe kann es für dich sein, wenn du öfters
mit Gleichgesinnten in der Bibel liest. Bei der
Hausandacht der Familie ist es gut, wenn jedes
Familienglied eine eigene Bibel vor sich hat, um
mitlesen zu können.
7.
Lies den Text immer auch wieder einmal nach bestimmten
Gesichtspunkten; du wirst dann merken, wieviel er dir zu
sagen hat.
Frage dich: Welcher Vers ist der wichtigste?
Oder frage dich im Anschluß an Luther: Was sagt mir der
Text über Gott, über mich selbst, über meinen Nächsten?
Oder frage dich: Was treibt zum Dank, welche Schuld muß
ich bekennen, was darf ich erbitten?
(Quelle: Konfirmationsbuch 1952 - Anhang)
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