Besinnung - Jahresbegleiter  

8.Oktober

DAS SOLL MAN TUN UND JENES NICHT LASSEN

Jesus sprach: "Aber weh euch Pharisäern! Denn ihr gebt den Zehnten von Minze und Raute und allerlei Gemüse, aber am Recht und an der Liebe Gottes geht ihr vorbei. Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen."
(Lukas 11,42)

Alle Evangelien berichten uns von den Auseinandersetzungen Jesu mit den Frommen seiner Zeit. Dabei ist wichtig zu betonen, daß Jesus nichts gegen "Frömmigkeit" hat. Im Gegenteil! Er rügt die Pharisäer nicht wegen ihres Ernstes im Hören auf die Gebote Gottes und die Vorschriften der Ältesten. Er rügt sie nur da, wo sie sich sozusagen mit den Vorschriften der Ältesten gegen den Anspruch Gottes abschotten. So wird Jesus in den Versen vorher von ihnen gerügt, weil er sich nicht die Hände vor dem Essen wäscht. Die Pharisäer jedoch wollten mit dem Waschen der Hände die Verunreinigung, die in der Begegnung mit den Heiden stattgefunden hatte, abwaschen. Das war ihnen wichtig. Und so hielten sie es auch mit den Bechern und Schüsseln, die sie peinlich äußerlich sauber hielten, um nichts Unreines anzufassen.

Jesus nun fordert sie auf, den Inhalt von Bechern und Schüsseln mit den Armen zu teilen. So würde ihnen alles rein sein (Lukas 11,41).

Dieses Teilen mit den Armen entspricht dem "Recht und der Liebe Gottes". Genau das haben schon die Propheten betont: Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst. So sagt es z.B. Gott durch den Propheten Jeremia seinem Volk:
So spricht der HERR: "Schaffet Recht und Gerechtigkeit und errettet den Bedrückten von des Frevlers Hand und bedränget nicht die Fremdlinge, Waisen und Witwen und tut niemand Gewalt an und vergießt nicht unschuldiges Blut an dieser Stätte."
(Jeremia 21,12; 22,3)
Damit aber nun niemand hergeht und aus dem Anspruch Gottes an unser ganzes Leben eine "neutrale" Soziallehre mache, betont Jesus, daß man das eine tun soll (nämlich Liebe üben) und das andere nicht lassen soll (nämlich die Frömmigkeit vor Gott).
Es geht im Recht Gottes immer um sein Recht an uns Menschen und um sein Recht für die Menschen!

Auch mit diesem Jesuswort (das im Vergleich mit den Weherufen Jesu im Matthäusevangelium - Kap.23,1-36 - sehr milde ausfällt!) hat Lukas wieder den roten Faden seines Evangeliums aufgenommen: Jesu Liebe zu den Armen und Elenden, zu den Verlorenen, den Sündern und den Verstoßenen. Es ist das Zeugnis seines Evangeliums, daß Jesus der "große Erbarmer und Heiland" ist.
So sollen die Seinen "fromm sein" und "Liebe üben" - das eine tun und das andere nicht lassen!

  • 40.Woche


  • Hinweis
    280.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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