Besinnung - Jahresbegleiter  

19.September

DIE GEGENWART DES HERRN

"Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."
Matth. 18,20

Man geht davon aus, daß das Matthäusevangelium mit dem Ziel geschrieben wurde, die Jünger und Jüngerinnen Jesu, jüdische Christen, in einer Verfolgungs- und Minderheitensituation zu stärken. Wie sollte es in der "Gemeinschaft Jesu" zugehen? Wie sollten die Glaubenden mit Schuld umgehen, z.B. wenn ein Bruder am anderen Bruder sich versündigt hatte? War damit die Gemeinschaft für immer aufgehoben? Sollte man Unrecht einfach "unter den Teppich kehren"?

In den Worten Jesu folgt eine "Gemeinderegel", wie zerstritten Geschwister wieder miteinander klar kommen.
Aber es geht noch um mehr!

Gemeinschaft Jesu ist nicht nur eine "Lebensgemeinschaft", es ist auch eine "Glaubensgemeinschaft". Dieser Glaube drückt sich aus durch Wort und Gebet. Die Feier des Abendmahls im Blick auf das Leiden und die Wiederkunft Jesu gehörte genauso dazu, wie das gemeinsame Gebet.

Unter den Juden galt die Regel, daß zu einem Gottesdienst mindestens zehn Männer anwesend sein mußten. War dies nicht gegeben, konnte kein Gottesdienst stattfinden.
Jesus nun zeigt, daß die Zahl keine Rolle spielt: "Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter euch!" - so sein Wort.
Wichtig ist nicht die Zahl sondern nur eines: ICH BIN BEI EUCH!
Genau diese Verheißung hat später der Auferstandene den Seinen gegeben: "Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende!" (Matth.28,20).

Das darf uns Mut machen zum Glauben und zum Bekennen, zum Beten und zum Arbeiten, zum Lieben und zum Hoffen.

Diese Gegenwart Christi wird aber nun in den beiden großen Kirchen verschieden betont:
  • Die katholische Kirche sieht in der Eucharistie, in Brot und Wein, die leibhafte Gegenwart Christi in seiner Kirche. So kann ein Priester auch den Gottesdienst feiern, selbst wenn nur eine Person, z.B. der Mesner anwesend ist.
  • Wir Protestanten sehen die Gegenwart Christi in "Wort und Sakrament". Da, wo das Wort Christi recht gepredigt und die Sakramente dem Wort entsprechend verwaltet werden, ist Christus gegenwärtig.
  • Andere Christen, vor allem aus den Freikirchen, sehen die Gegenwart Christi in seiner Verheißung: Also auch da, wo sich zwei oder drei zum Gebet versammeln (in Christi Namen!), ist er gegenwärtig.

    Wie immer man die Worte Jesu auch konkret auslegen mag, es bleibt dabei: Christus ist, was zählt! Er aber läßt die Seinen nicht allein, ob sie viel oder wenig an Zahl sind.
    Darüber dürfen wir uns freuen, auch wenn wir traurig sind, daß die Gottesdienste so mangelhaft besucht werden.


  • 38.Woche


  • Hinweis
    261.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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