|  3. VERLUST DES WORTESDiese Losung will aber nun nicht allein Rückblick sein. Es wäre  kein Zeichen einer gesunden Kirche, würde sie sich nur auf das  berufen, was den Vätern wichtig war. Kirche mub sich immer wieder  neu fragen lassen, ob ihr das heute noch wichtig ist. 
Gerade als  eine historische "Bibel-Kirche" haben wir es heute nötig, uns  immer wieder an das biblische Wort erinnern zu lassen, soll unser  Glaube
lebendig bleiben.
 Haben wir heute nicht kirchenweit einen biblischen Substanzverlust  zu beklagen? So fragen sich Jugendleiter oft, was denn die Kinder  noch an biblischem Wissen im Religionsunterricht mitbekommen. Und  wenn die Jungen und Mädchen in den Konfirmanden-Unterricht kommen,  ist es zuerst einmal nötig Bibelkunde zu treiben.
 
 Die Klage Martin Luthers scheint für heute gesprochen zu sein:
 
"Es  ist wahrlich eine der größten Plagen auf Erden, daß die Heilige  Schrift so verachtet ist, auch bei denen, die für sie bestimmt  sind. Alle anderen Sachen, Kunst und Bücher treibt und übt man Tag  und Nacht und ist des Arbeitens und
Mühens kein Ende, allein die  Heilige Schrift läbt man liegen, als bedürfe man ihrer nicht. Und  die, die ihr soviel Ehre antun, daß sie sie einmal lesen, die  können es flugs alles und ist auf Erden kein Kunst noch Buch  aufgekommen, die jedermann so bald ausgelernt hat als die Heilige  Schrift. Und es sind ja doch nicht "Leseworte", wie sie meinen,  sondern lauter "Lebeworte" drin, die nicht zum Spekulieren und zum  Dichten, sondern zum Leben und Tun gesetzt sind. Aber unser Klagen  hilft nicht, sie achtens doch nicht; Christus, unser Herr, helfe  uns durch seinen Geist, sein heiliges Wort mit Ernst zu lieben und  zu ehren. Amen." 
(Zitiert nach Jubiläumsteil Württembergisches Gemeindeblatt, Theo Sorg)
 Und doch gehört die Bibel zum Bestseller unserer Tage. Noch nie  wurden so viele Bibeln ausgegeben wie in unserer Zeit:  Konfirmanden-Bibeln, Trau-Bibeln, Jubiläums-Bibeln und andere. Es wird aber durch Klagen nichts gebessert, wohl aber durch eine  Rückkehr zum Wort - eine "private Reformation" eines jeglichen  Gemeindegliedes.
 
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